Am Sonntag, den 9. November, fand in Bad Lippspringe eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht von 1938 statt. An diesem Tag vor 87 Jahren brannten in Deutschland Synagogen, wurden jüdische Geschäfte zerstört und Menschen misshandelt, verhaftet oder ermordet – auch hier in unserer Region. Auch wenn in unserer Heimatstadt keine Synagoge brannte – aus dem einfachen Grund, dass es keine mehr gab – so ließen sich die Nazis eine andere Schikane für die Juden einfallen. Mit vorgehaltener Pistole wurden sie nachts aus ihren Betten geholt und in die eiskalte Lippequelle getrieben, zur „Judentaufe“, wie es zynisch hieß. Die Pogromnacht markierte den Übergang von Diskriminierung und Entrechtung hin zu systematischer Verfolgung und Vernichtung.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Verlesung der Namen der jüdischen Opfer aus Bad Lippspringe. Mit jedem Namen wurde ein Mensch, ein Schicksal, ein Stück Lebensgeschichte in Erinnerung gerufen – als Zeichen, dass sie nicht vergessen sind. Dieses bewusste Erinnern ist ein stiller, aber wichtiger Akt gegen das Vergessen und Verdrängen.

Das Gedenken endete nicht in der Rückschau. Es wurde auch ein Bogen in die Gegenwart geschlagen: Die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit mahnt uns, aufmerksam zu bleiben gegenüber aktuellen Entwicklungen. Immer häufiger erleben wir, dass Menschen in unserem Land aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft, Religion oder Lebensweise ausgegrenzt oder diskriminiert werden. Das gesellschaftliche Klima wird spürbar rauer, Hetze und Hass breiten sich zunehmend aus – im Netz, auf der Straße und leider auch in der politischen Debatte.
Gerade deshalb ist es heute wichtiger denn je, Haltung zu zeigen. Wir Grünen in Bad Lippspringe stehen für ein offenes, respektvolles und solidarisches Miteinander. Erinnerungskultur bedeutet für uns nicht nur, der Opfer von damals zu gedenken, sondern auch Verantwortung für das Heute zu übernehmen.
Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Stadt ein Ort bleibt, an dem Menschen in Vielfalt und gegenseitigem Respekt miteinander leben können. Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Ausgrenzung dürfen keinen Platz haben – weder in Bad Lippspringe noch anderswo.
Erinnern heißt handeln. Die Geschichte mahnt uns, wachsam zu bleiben, wenn Menschenrechte infrage gestellt werden. Das „Nie wieder“ gilt nicht nur für die Vergangenheit, sondern ist ein Auftrag für unsere gemeinsame Zukunft.