Impressionen aus dem Bauausschuss – Sitzung vom 21. April 2021

Bereits im Vorfeld der Berichtsvorstellung des ÖPNV in Bad Lippspringe und der Darstellung des neuen Fahrgastinformationssystems im Bauausschuss wurde innerhalb der Fraktion und des Ortsverbandes der Grünen über die möglichen Auswirkungen diskutiert.

Die grüne Fraktion erhoffte sich durch den Geschäftsführer des NPH, Marcus Klugmann, transparente und nachvollziehbare Erklärungen zu der Fragestellung, warum im Zuge der neuen Ausschreibung die Linie zur Universität ersatzlos gestrichen werden soll.

Eine stichhaltige Begründung gab es durch Herrn Klugmann, nach unserer Einschätzung, nicht. Als allgemeine Begründung wurde auf die Steigerung der Kosten bei den Fahrzeugen und dem Personal im Rahmen der Ausschreibung hingewiesen. Durch die drastische Steigerung der Kosten wäre die Ausschreibung laut Klugmann deutlich teurer geworden als ursprünglich geplant.

Aus diesem Grund hat sich der Verband dazu entschieden, entsprechende Leistungen wie die Linienstrecke zur Universität einzusparen. Fachexperten haben bereits im Vorfeld immer wieder mahnend angemerkt, dass dieses Ausschreibungsverfahren systembedingt dazu führen musste, dass die Preise deutlich steigen werden und man unterstellt, dass der NPH mit sehendem Auge in diese hohen Ausschreibungsergebnisse geschlittert ist. Zum völligen Unverständnis der grünen Fraktion wurde nun eine klassisch konservative Problemlösung vorgestellt. Man hat sich dazu entschieden, die Buslinie zur Universität ersatzlos zu streichen und führt hier den Covid-19 bedingten Wegfall der Studierenden bzw. die daraus resultierende Mindernutzung an.

Herr Klugmann ist überzeugt, dass auch nach der Zeit der Corona -Beschränkungen die Studierenden das Präsenzangebot an der Universität nicht mehr in dem Umfang nutzen werden. Er geht in Zukunft von einer deutlich geringeren Nutzung der Linie aus. Überraschenderweise war die allgemeine Diskussion innerhalb des Ausschusses sehr einseitig. Zum obengenannten Sachverhalt kam von den anderen anwesenden Fraktionen keine nennenswerte Reaktion. Die anderen Fraktionen nahmen die Reduzierung des Nahverkehrsangebotes in Bad Lippspringe fast kommentarlos zur Kenntnis. Der berechtigte Hinweis von unserer Seite, dass man, neben einem direkten Wegstreichen eines ganzen Angebotes, zuerst eine Bedarfsanpassung auf Grundlage der Bedürfnisse und Wünsche der Fahrgäste durchfuhren sollte, wurde nicht beachtet. Ob diese Maßnahme das richtige Signal ist, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu gestalten?

Der zweite Punkt der Tagesordnung war die Vorstellung des neuen „dynamischen Fahrgastinformationssystemes“ welches Ende 2021/2022 an drei Haltestellen (Stadtmitte, Gesamtschule und Dedinger Heidesee) installiert werden soll. Wer hier gehofft hatte, dass der NPH mit innovativen Ansätzen die Digitalisierung des Nahverkehrs und der Fahrgastinformation vorantreiben würde, wurde auch hier gewaltig enttäuscht.

Mit vielen blumigen Worten wurde nur eine begleitende Fahrgastinformation über einen digitalen Monitor in der Haltestellensäule beschrieben, welcher Informationen über Fahrzeiten und ggf. Verspätungen informieren wird.

Es wurde hervorgehoben, dass diese Monitore autark über Solarpanels versorgt werden sollen. Zum völligen Unverständnis der grünen Fraktion wird es kein Angebot an weiterführenden Dienstleistungen oder Informationen geben. Preisauskünfte, elektronische Fahrkartenbuchungen oder Querinformationen über Veranstaltungen innerhalb der Stadt oder Verspätungen/ Nachrichten seitens der deutschen Bahn wird es nicht geben. Was an jeder S-Bahn-Station im Ruhrgebiet schon möglich ist, wird bei uns auch weiterhin ferne Zukunftsmusik bleiben.

Wir sind überzeugt, mit jeder ÖPNV-App-Anwendung können wir heute mehr Informationen erhalten als mit dieser „dynamischen Fahrgastinformation“ des NPH. Das einzig innovative ist wahrscheinlich die Verwendung von Solar-Panels zur autarken Versorgung. Das ist in Bad Lippspringe sehr sinnvoll, da alle benannten Haltestellen bereits jetzt eine elektrische Versorgung aufweisen – also aus unserer Sicht leider völlig unnötig.

Wir waren verwundert, dass von den anderen Fraktionen keine Anmerkungen zu diesem dürftigen Angebot gekommen sind. Immerhin wurde hier teilweise medienwirksam für ein neues Informationsangebot in Bad Lipspringe geworben. Umso überraschender für uns, dass man sich mit so einem dürftigen Angebot seitens des NPH ́s zufriedengeben möchte.

Die grüne Fraktion Bad Lippspringe hätte sich hier ein deutlich besseres Angebotsformat gewünscht, welches in vielen Städten schon heute zum allgemeinen Standard gehört. Zusammenfassend zeigt dieser Sachverhalt auf, dass der öffentliche Nahverkehr eine sträfliche Vernachlässigung erfährt. Es gibt für uns noch viel zu tun. Wir werden unsere Einflussmöglichkeiten auf Kreisebene nutzen, um den Nahverkehr im Kreis Paderborn und in Bad Lippspringe zu stärken und nicht abzubauen.

Der Tagesordnungspunkt zum aktuellen Informationsstand bezüglich des Breitbandausbaus (Glasfaser) in Bad Lippspringe wurde leider aufgrund kurzfristiger Änderungen der Ausbauplanung, seitens des Unternehmens Deutsche Glasfaser, gestrichen und wird in der nächsten Sitzung vorgestellt.

Zum Schluss wurde, neben baurechtlichen Genehmigungen, über die Ersatzpflanzungen für den Amselweg beraten. Auf Wunsch der grünen Fraktion hat die Verwaltung verschiedene Baumarten auf ihren ökologischen Mehrwert verglichen. Die grüne Fraktion zeigt sich zufrieden, dass nun die ökologischen Auswirkungen von Baumfällungen nachvollziehbar bewertet werden und mit Nachpflanzungen nachhaltig ausgeglichen werden.

Für die Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN; Lena Crummenerl, Ratsfrau und Sascha Gödecke, Ratsherr


 

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